Frobenius Institute: Research Data
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- Research DataAbschlussbericht zum DFG-Projekt "Die Tschadseeregion als Wegekreuz" (2019-2025)2025-04-16In diesem Projekt beschäftigten wir uns mit den mittelalterlichen Anfängen des zentral- und westafrikanischen Reiches Kanem-Borno (8./9.-19. Jh. n. Chr.). Als einer der ältesten historisch bekannten vorkolonialen Staaten südlich der Sahara stellt uns das Reich immer noch vor viele Rätsel. Zu Beginn des Projektes war weder bekannt, wo seine frühen Machtzentren lagen und wie diese aussahen, noch mit welchen afrikanischen Regionen außerhalb Nordafrikas das Reich vor dem 15. Jahrhundert Beziehungen unterhielt. Im Gegensatz zu den vorhandenen und weitgehend erforschten historischen Dokumenten bietet die Archäologie noch weitgehend unerschlossene Informationsquellen über Kanem-Borno. Dies gilt insbesondere für die frühe Entwicklung des Reiches vor dem 15. Jahrhundert. Das Projekt konzentrierte sich auf die Erfassung und Analyse materieller Zeugnisse, die Einblicke in bisher wenig bekannte historische Prozesse dieser Zeit geben. Besonderes Augenmerk galt dabei der Erforschung archäologischer Fundstellen mit Backsteinbauten in der Region Kanem, östlich des Tschadsees in der heutigen Republik Tschad, da diese Konstruktionen ein klarer Beleg für eine von außen nach Zentral- und Westafrika eingebrachte Bautradition und -technologie sind. Dank der Forschungen der letzten Jahre zeichnete sich im vorletzten Projektjahr 2024 ein klareres Bild des frühen Kanem-Borno Reichs ab. Obwohl archäologische Zeugnisse aus seiner Entstehungszeit (8.-10. Jh.) noch fehlen, liegen nun wichtige Erkenntnisse über die Blütezeit des Reiches im 11. bis 14. Jahrhundert vor. So haben umfangreiche Geländeprospektionen in Kanem nicht nur die älteste und größte Konzentration von Backstein-Fundstellen südlich der Sahara zutage gefördert. Diese Entdeckung zeigt auch, dass die Tschadseeregion die längste architektonische Tradition mit der Verwendung von Backsteinen als Baumaterial südlich der Sahara aufweist (11. bis 18. Jh). Neben den Prospektionen erbrachten die Ausgrabungen des Projektes Artefakte, die ebenfalls Aufschluss über wichtige historische Prozesse und Orte geben. So deuten chemische Analysen von Glasperlen darauf hin, dass Kanem-Borno direkte oder indirekte Verbindungen zum westafrikanischen Regenwald in Südnigeria und zur ost- oder nordostafrikanischen Küste hatte. Die Freilegung eines Elitengebäudes aus Backstein mit kalkverputzten Innenwänden und Innenhof in der Fundstelle Tié ließ zudem darauf schließen, dass wir mit hoher Wahrscheinlichkeit Njimi, die erste islamische Hauptstadt des Reiches, wiederentdeckt haben. Diese und weitere Ergebnisse wurden ab Dezember 2024 in einer Sonderausstellung im Musée National du Tchad, N’Djamena, präsentiert.
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